Vor der Schlacht, einem Osterei und etwas Konfekt
ERNST VON HABSBURG, Erzherzog von Österreich: [RECHNUNG DER KONDITOREI GERSTNER über die Lieferung von Konditorware]. Wien: 4. April 1866.
€ 140
Beschreibung
ERNST VON HABSBURG, Erzherzog von Österreich; Anton GERSTNER: [RECHNUNG DER KONDITOREI GERSTNER, Stock im Eisenplatz 7, über die Lieferung von Konditorware]. Wien: (Lith. Anst. E. Sieger) 4. April 1866. 4°. Einseitig mit schwarzer Tinte beschriebener Rechnungsvordruck mit lithografiertem, mittels ornamentierter Typografie gestaltenen Firmenkopf.
Originalrechnung der Nobelkonditorei Gerstner für eine vorösterliche Bestellung von „S. k.k. Hoheit Herr Erzherzog Ernst“ über die Lieferung von einem „Strohei“, einer „Schachtel Bonbons“, sowie einer „Schüssel mit Eier u. Confect“ im März 1866, von der Buchhaltung des Unternehmens mit 4. April 1866 „dankend saldiert“. Die Rechnung ist mit einer aufgeklebten Gebührenmarke im Wert von 5 Kreuzern ausgefertigt.
Erzherzog Ernst von Österreich (1824-1899), Militär und zuletzt Feldmarschall-Leutnant der österreichischen Armee, zog nur wenige Wochen nach dem Genuß des hier fakturierten Gerstnerschen Konfekts in seinen letzten Krieg. Nach der Niederlage gegen Preussen in der Schlacht von Königgrätz (3. Juli 1866) wurde er hochdekoriert in den Ruhestand versetzt. Diesen verbrachte er zum Teil im Kreise der Familie seines Bruders Erzherzog Rainer, in dessen Kanzlei im heute noch stehenden Wiedener Stadtpalais vorliegende Rechnung offenbar behalten wurde.
Die von Anton und Barbara Gerstner am Standort Stock-im-Eisen-Platz Nr. 7 (dem heutigen Haas-Haus) 1847 gegründete Zuckerbäckerei wurde vor allem durch ihre naturgetreuen Nachbildungen von Obst aus Tragant schnell ein Begriff und belieferte schon in den ersten Jahren ihres Bestehens den nahegelegenen kaiserlichen Hof. In den 1860er-Jahren, als auch vorliegende Rechnung ausgestellt wurde, nahm die Firma einen nachhaltigen Aufschwung, wurde 1867 bei der Pariser Weltausstellung prämiert und übernahm 1869 das Buffet des Hofoperntheaters. 1873 durfte Gerstner den Kaiserpavillon bei der Wiener Weltausstellung kulinarisch betreuen und wurde damit zum ersten Caterer Österreichs; überdies erfolgte die Nobilitierung zum „K u. k. Hoflieferanten“.
Das zwei Mal längs- und ein Mal quergefaltete Blatt mit einigen kleinen Randeinrissen und minimalen Fehlstellen, das Papier etwas gebräunt, sonst gut erhalten. – ADB, Bd. 48 (1904), S. 402–403 (Ernst v. Österreich).
Provenienz: Karl Novotny, Kanzleioffizial von Erzherzog Rainer.