Sammelband mit Schriften des “beredsamen” Philippi, wovon 2 in Erstausgabe, 1734/35

 880

Johann Ernst PHILLIPI: CICERO, EIN GROSSER WIND-BEUTEL, RABULIST UND CHARLETAN (…) Halle: 1734/35.

Johann Ernst PHILIPPI: CICERO, EIN GROSSER WIND-BEUTEL, RABULIST UND CHARLETAN; Zur Probe aus dessen übersetzter Schutz-Rede, Die er Vor den Quintius gegen den Nervius gehalten, Klar erwiesen von D. Johann Ernst Philippi, Prof. der deutschen Bereds.[amkeit] zu Halle. Samt Einem doppelten Anhange, (1) Der gleichen Brüder / gleicher Kappen / (2) Von acht Vertheidigungs-Schriften / gegen eben so viel Chartequen. Beigebunden: (...) Von dem Rechte der verdeckten Schreib-Art (...) Mit gestochenem Frontispiz und mehreren Vignetten im Holzschnitt. Halle: In Verlegung des Autoris, und in Leipzig in Commission zu finden bey Jacob Born (...) 1734/35.

Kl-8°. [1 Bl. (gest. Front.)], 536 [recte 526]; 48 S. Kupferstich, Holzschnitt und Buchdruck, im Pappband des 19. Jh. mit dekorativem Rückengoldtitel auf grünem Schild und braun marmorierten Decken sowie durchgehend marmoriertem Schnitt.

Sammelband mit 11 Schriften des streitbaren, aber unglücklichen Juristen und Rhetors Johann Ernst Philippi (1701-1758), wovon zwei in Erstausgabe.

Inhalt, Autor: Philippi hatte 1731 die Nachfolge Gottscheds als Professor für »Beredsamkeit« in Halle angetreten, sich mit Polemiken u.a. gegen diesen, gleichzeitig mit akademisch zweifelhaften Arbeiten wie der hier vorliegenden Analyse der Rede Ciceros gegen Naevius, aber bald den Unmut der Hallenser Kollegenschaft zugezogen. Diese veranlasste den Satiriker Christian Ludwig Liscow contra personam Philippi zu schreiben (u.a. »Briontes der Jünger«, 1732), was letzterem – nunmehr als Prototyp eines „elenden Scribenten“ (Liscow) stigmatisiert – nicht nur Hohn und Spott der Hallenser Studierenden einbrachte, sondern auch zu einem anhaltenden, für Philippi letztlich ruinösen Schriftenstreit mit Liscow führte. Aus Halle entlassen wurde Philippi 1740 erstmals „als geistesgestört in Gewahrsam genommen“ (Killy), und sollte er danach nicht wieder im Leben Fuß fassen.

Illustration: Das Frontispiz zeigt eine satirische Darstellung des „Privilegirten Plasebalg Händelers“ Philippi, der „Wind-Beutel“ wie Cicero (und wohl auch Liscow und Gottsched) wegbläst. Der Haupttitel und der Anhang „Von dem Rechte der verdeckten Schreib-Art“ in Erstausgabe, die anderen 9 Pamphlete waren laut Meusel bereits in den Jahren 1733 und 1734 erschienen.

Erhaltung: Fehlpaginierung: 227/8 und 491/2 doppelt vergeben, Paginierung springt von 507 auf 518 und von 528 auf 531. Einband and den Gelenken, Ecken und Kanten berieben, vorderer fliegender Vorsatz mit Inhaltsverz. u. Anmerkungen mittels Bleistift; Buchblock stellenweise zur Einpassung in die Bindung beschnitten, jedoch immer ohne Textverlust.

Seltenheit: Obschon in deutschen institutionellen Beständen gut vertreten sind Philippis Schriften im Handel aktuell und historisch von ausnehmender Seltenheit. Laut JAP/APO und RBH kamen seit nur 3 derartige Sammelbände jemals zur Auktion (2006, 1970, 1918).

Literatur: Meusel X, 413-419 (EA v. Nrn. 1 und 11, S. 416 und 418); Killy, DBE, Bd. 7 (1998) zit. WBIS/DBA.

€ 880,-

Art 6186K