Seltener Ratgeber für Freundinnen, „Gespielinen“ und Mütter, 1801
Leonhard MEISTER: SITTENLEHRE DER LIEBE UND EHE. Vierte durchaus vermehrte Auflage. Mit gestoch. Front., u. gestoch. illustr. Tit. Basel: 1801.
€ 240
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Beschreibung
Leonhard MEISTER: SITTENLEHRE DER LIEBE UND EHE. Vierte durchaus vermehrte Auflage. Mit von Johann Rudolf Schellenberg gestochenem Frontispiz, gestochenem, illustriertem Titel, sowie mehreren Vignetten und Zierleisten im Holzschnitt. Basel: Akademischer Verlag 1801.
12°. [2 Bll. (gestoch. Front., Titel)] 247 [5] Seiten. Kupferstich, Holzschnitt und Buchdruck, im Halblederband der Zeit auf fünf Bünden und mit Lederecken, derselbe mittels Blindprägung von Fileten und floralen Elemente verziert, geprägtem Rückentitel auf Lederschildchen, mit Marmorpapier überzogenen Decken und durchgehenden, rot gesprenkeltem Farbschnitt.
Seltene Auflage dieses Ratgebers für Frauen aus der Feder des Schweizer reformierten Pfarrers, historischen Schriftstellers und Publizisten Leonhard Meister (1741-1811).
Inhalt: Meister, ein Schüler der Aufklärer Bodmer und Breitinger, war den Zeitgenossen vor allem als Vielschreiber zu historischen Themen und als publizistischer »Frauenversteher« ein Begriff. Im der vorliegenden Schrift geht er in Form eines Breviers an eine (wohl fiktive) „Freundin“ zunächst der Frage nach, ob auch Frauen „Seele, Geist und Verstand“ hätten, und wenn ja, wodurch sich diese von ebenjenen männlichen unterscheiden würden. Es folgen ein Pflichtenheft für Tochter, Schwester, Haushälterin, „Gespielin“ und Freundin im Verhältnis zur Männerwelt, ein weiteres Brevier an eine „Geliebte“ mit Ratschlägen zu Partnerwahl und Heirat, sowie ein an (werdende) Mütter gerichteter Abschnitt zu den Themen Schwangerschaft, Kindererziehung, Haushaltsführung und Umgang mit Dienstboten.
Auflagen: Das Werk erschien unter diesem Titel zuerst 1776 bei Steiner in Winterthur. Eine 2., wesentlich erweiterte Aufl. folgte 1785, schon mit gestochener Titelvignette und dem vom Schweizer Maler, Kupferstecher und Entomologen Johann Rudolf Schellenberg (1740-1806) gestochenem Frontispiz, das u.a. einen Säugling an der Mutter Brust, daneben 2 weitere spielende Kinder und dahinter eine Gouvernante zeigt. Im Jahr 1796 brachte der Basler Akademische Verlag, der den Titel wohl von Steiner übernommen hatte, eine 3. Aufl. auf den Markt, deren unveränderte Neuauflage hier vorliegt. Geduckt wurde kurioserweise mit Typen des Wiener Druckers Johann Anton Baumeister, wie eine Fußzeile auf S. 247 wissen lässt.
Provenienz: Fliegender Vorsatz recto mit Besitzervermerk: „Ex Bibliothecae Georgii Sichert Prof.
Erhaltung: Vordergelenk des Einbands am unteren Gelenk geplatzt, der Einband an den Ecken und Kanten etwas berieben und bestoßen, die Marmordecken berieben, Frontispiz und Titelblatt mit stock- und feuchtigkeitsfleckig, Buchblock vor allem auf den ersten und letzten Blättern mitunter etwas stockfleckig, insgesamt solides Exemplar.
Seltenheit: Der KVK weist in den angeschlossenen institutionellen Beständen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nur ein einziges Exemplar der hier vorliegenden Ausgabe von Meisters Ratgeber aus (Luzern [ZHB]).
Literatur: Jöcher/Adelung, Bd. (1813) zit. WBIS/DBA; Barbara Schnetzler: „Leonhard Meister“ in: Killy, Bd. 8 (1988) zit. WBIS/DBA; Durstmüller I, S. 251 (Baumeister); Schmutz, Hans-Konrad, „Schellenberg, Johann Rudolf“ in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118968416.html#ndbcontent.