Hofmannsthals “Lebende Bilder”, Autographie der Hs., 1893

 4.900

Hugo von Hofmannsthal: Prolog und Epilog zu den lebenden Bildern im Hause der Baronin Jella Oppenheimer. Wien 28. Februar, 2. März 1893. [Autographie einer Abschrift für die Mitwirkenden und Besucher der Aufführung.] Wien: Selbstverlag und –druck 1893.

Hugo von Hofmannsthal: Prolog und Epilog zu den lebenden Bildern im Hause der Baronin Jella Oppenheimer. Wien 28. Februar, 2. März 1893. [Autographie einer Abschrift für die Mitwirkenden und Besucher der Aufführung.] Wien: Selbstverlag und –druck 1893.

29:23 cm. 3 beidseitig autographierte Blätter aus cremefarbenen Maschinenpapier, wovon ein Einzel- und ein Doppelblatt.

Ausnehmend seltene Autographie einer unmittelbar vom Original getätigten Abschrift des »Prologs und Epilogs für die lebenden Bilder« von Hugo von Hofmannsthal, den dieser als Begleittext für eine Aufführung von »Tableaux Vivants« im Wiener Palais Todesco, an der er auch selbst teilnahm, verfasst hatte.

Entstehung, Inhalt: Am 28. Februar und am 2. März 1893 wurde im Festsaal des von Theophil Hansen gestalteten Palais der Wiener Bankiers Todesco unter Mitwirkung der Wiener Jeunesse dorée ein Abend mit „Lebenden Bildern“ veranstaltet. Das Programm bestand aus 10 Tableaux Vivants, die von der Pianistin und Opernsängerin Caroline von Gomperz-Bettelheim am Klavier mit Gesang begleitet wurden. Nachgestellt wurden u.a. »Die Braut« aus dem Aquarell-Zyklus »Die schöne Melusine« (1869) von Moritz von Schwind und Hans Makarts Ölgemälde »Romeo und Julia« (1863-64). Hofmannsthal, bekannt mit Yella Oppenheimer, der Tochter des Hauses, schrieb für diese Aufführung einen Prolog und einen Epilog, und trat er auch im letzten Bild, jenem nach dem »Hochzeitszug« von Frederik Hendrik Kaemmerer, auf. Sowohl Prolog als auch Epilog, während letzterem noch einmal „im Reigen Gestalten aus den aufgeführten Bildern vorüber“ zogen (KA, S. 199), wurden von einer als Muse verkleideten Mitwirkenden rezitiert. „An die Bilder schloß sich ein glänzendes, von über zweihundert Gästen besuchtes Ballfest an, auf dem die Mitwirkenden zum Teil in ihren prächtigen Kostümen erschienen.“ (Winter, S. 68).

Vorliegende Blätter wurden als Umdrucklithographie einer in musterhafter deutscher Kurrentschrift unmittelbar von fremder Hand getätigten Abschrift der Handschrift Hofmannsthals abgezogen. Die Autographie muss noch während der Proben in einer Kleinstauflage gefertigt worden sein, und war sie wohl den Mitwirkenden und Besuchern der beiden Aufführungen vorbehalten.

Erhaltung: Die Blätter mit alter Längs- und Querfaltung, an den Rändern und Faltstellen teils mit kleinen Einrissen.

Seltenheit: Außerordentlich rar. Außer dem vorliegenden sind lediglich zwei weitere Bestände mit Exemplaren der Umdrucklithographie bekannt: Ein Exemplar liegt im Hofmannsthal-Nachlass des Freien Deutschen Hochstiftes, Frankfurt am Main (Sigle "6 D1" der Kritischen Ausgabe), ein Satz mit 4 weiteren Exemplaren im Teilnachlass betitelt „Hugo von Hofmannsthal papers“ in der Houghton Library, Harvard. Eines dieser Exemplare ist von Hofmannsthal mit eigenhändiger Notiz gewidmet "Meiner lieben Großmama / 12 III 93." JBP, JAP/APO und RBH weisen kein einziges Auktionsergebnis aus.

Literatur: Jacoby 29i; Hugo von Hofmannsthal: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe. Bd. I. FfM.: 1984, Ss. 38-41 (Text, wie hier) u. Ss. 199-208; zu Ex. Sigle 6 D1 sh. S. 201 u. 2. 207; Josephine Winter: Fünfzig Jahre eines Wiener Hauses [Todesco/Oppenheimer, Anm. DJ]. Wien und Leipzig: 1927.