Seltene erste Ausgabe der josephinischen Gerichtsordnung für Westgalizien, 1796
Matthias Wilhelm von HAAN: ALLGEMEINE GERICHTSORDNUNG FÜR WESTGALLINEN [!]. Mit Titelvign. im Holzschn. Wien: 1796.
€ 900
Beschreibung
Matthias Wilhelm von HAAN: ALLGEMEINE GERICHTSORDNUNG FÜR WESTGALLINEN [!]. Mit dem Doppeladler als Titelvignette im Holzschnitt. Wien: Gedruckt bey Joseph Hraschansky, k. k. deutsch und hebräischer Hofbuchdrucker und Buchhändler, 1796.
Kl.-8°. 278 Seiten, [18 Bll. leer]. Holzschnitt und Buchdruck, in einem zeitgenössischen Halbleinenband mit marmorierten Decken, dekorativem Rückengoldtitel und Besitzermonogramm („R. D.“)
Sehr seltene erste Ausgabe dieser Gerichtsordnung, gleichzeitig erschienen mit dem »Strafgesetzbuch für Westgallizien«, einem bedeutenden Vorläufer des österreichischen ABGB.
Ausgabe, Inhalt: Das mittels der vorliegenden Gerichtsordnung im Gerichtsalltag anzuwendende »Strafgesetzbuch für Westgallizien« (1796) des Juristen und Präsidenten der Habsburgischen „Hofkommission in politischen und Justizgesetzsachen“ Matthias Wilhelm von Haan (1737–1816) stellt die Grundlage für das österreichische Strafgesetz von 1803 dar. Das Gesetzeswerk wurde für das erst im Jahr zuvor im Rahmen der dritten Teilung Polens vom Habsburgerreich annektierte Westgalizien (weite Teile des heutigen Süden und Südwesten Polens mit den Städten Krakau und Lublin) verfasst, und sollte im Justizsystem der Habsburger als Testlauf für die Implementierung der im Zuge der von Kaiser Franz II. fortgeführten josephinischen Strafrechtsreformen dienen.
Schon in seiner Arbeit „Über die Tortur“ hatte der junge von Haan u.a. neben Hormayr, Sonnenfels und Bannitza zu einer der wichtigsten Fragen der theresianischen Kriminaljustiz Stellung genommen, und war er dann unter Josef II. prominent mit den Reformen der Rechtsgesetzgebung und Verwaltung befaßt. Als gründlicher Kenner des römischen und deutschen Rechtes hatte er schließlich hervorragenden Anteil an der Vollendung des »Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches« (ABGB, 1811).
Erhaltung: Einband berieben, an den Ecken und Kanten bestoßen, Titeldruck mit Druckfehler „Westgallinen“ statt „Westgallizien“ (das „n“ hinterlegt), „Seitenschnitt des Titelblattes ohne Textverlust beschnitten; Fehlpaginierung „12/21“, „131/231“, „136/163“; vorderer Vorsatz mit alten Bleistiftanmerkungen befüllt, einige Marginalien mit Bleistift im Text.
Seltenheit: Im Handel von großer Seltenheit. Mit Stichtag 8. Mai 2022 lässt sich über JAP/APO und RBH für die letzten 30 Jahre lediglich ein Exemplar des Titels auf Auktionen nachweisen (1991).
Literatur: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 116; dieser Druck von Hraschansky nicht bei Durstmüller.
€ 780,-
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