Cochems »Leben Christi« mit seltener Kupferkarte des biblischen Palästina
Martin COCHEM: Das Große Leben Christi… 2 Bände. Mit 1 mehrfach gefalteten, gestochenen Karte des biblischen Palästina und 33 Kupfertafeln. München: Johann Theodor Osten 1762 und 1763.
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Beschreibung
COCHEM, Martin: Das Grosse Leben Christi, Oder ausführliche, andächtige, und bewegliche Beschreibung Des Lebens und Leydens unsers Herrn Jesu Christi Und seiner Glorwürdigsten Lieben Mutter Mariae… 2 Bände (Teil 1 und Appendix, Teil 2). Mit 1 mehrfach gefalteten, gestochenen Karte (Tl. 1), 33 (jew. 16 in Tl.1 u. 15 in Tl. 2, sowie 2 im App.) Kupfertafeln u.a. von I. A. Ehmann (27), Joseph Erasmus Bellinger (1) und vermutlich Wenzel Daniel Guttwein (Karte), sowie 3 gestochenen Schlussvignetten. München: Johann Theodor Osten 1762 und 1763. 4°. [3 nn. Bll. (gestoch. Front., Vortit., Tit.)], [4 nn. S. (Privilegien)], [6 nn. S. (Vorrede)], [nn. S. 1 (gestoch. Kupfer) – 2], S. 3-621, [3 nn. S. (Register); [nn. S. 1 (Titel)], S. 2-199, [1 nn. S. (Register); [1 nn. Bl. (Front.)], [nn. S. 1 (Tit.) – 3], S. 4-892, [4 nn. S. (Register)]. Mit floralen Ornamenten und linearen Fileten blindgeprägtes Schweinsleder des 18. Jh., aufgezogen auf vier Bünden und über Holzdeckel, mit Schließvorrichtung (Schließen fehlen).
Umfangreiche, mit Kupfern reich illustrierte und seltene Ausgabe der Lebensgeschichte Jesu, aus der Feder des Kapuziners Martin von Chochem (1634-1712), dem „bedeutendsten und verbreitetsten barocken Volks- und Erbauungsschriftsteller des Rheinlandes“ (BBKL), hier in einer wesentlich erweiterten und durch einen ebenfalls illustrierten „Zusatz“ um 200 Seiten vermehrten Ausgabe. Unter Cochems 24 eigenständigen Buchpublikationen befand sich führend vorliegende Darstellung des »Leben Christi«, die erstmals 1677 von Johann Peter Zubrodt in Mainz verlegt worden war und noch bis 1975 in insgesamt 177 Auflagen erschien. Aufgrund ihrer „Volkstümlichkeit, Originalität und Lebensfrische“ blieben Cochems barocke Darstellungen trotz Anfeindungen seitens aufgeklärter Exegeten vor allem bei „einfachen“ Gläubigen insbesondere des Bistums Trier bis weit ins 19. Jh. beliebt, ja erlebten in der Romantik und der Restaurationsepoche sogar wieder verstärkte Rezeption.
Die markanten Kupferstiche stammen von den im Augsburg der ersten Hälfte des 18. Jh. tätigen Stechern A. Ehmann und Joseph Erasmus Bellinger (oder Belling), und in einem Fall vermutlich vom u.a. in München wirkenden Stecher Wenzel Daniel Guttwein. Heraus ragen dabei Bellingers eigentümlich sinnliche Darstellung der „Mater Dolorosis“ mit dem toten Jesus (als Frontispiz von Tl. 2) und Ehmanns drastische Illustrationen zur Leidensgeschichte Christi; ferner eine nicht signierte und mit „Eigentlicher Abriß deß Heiligen oder Belobten Lands“ übertitelte Faltkarte im Querformat (35:17,5 cm). Diese zeigt eine detaillierte Darstellung des biblischen Palästina, welche vermutlich Guttwein nach einem ursprünglich um 1650 von Johann Georg Bodenehr in Augsburg angefertigten Motiv mit leichten Variationen nachgestochen hat. In welchen und wie vielen Ausgaben von Cochems »Leben Christi« des 17. oder 18. Jh. die Palästina-Karte Bodenehrs bzw. Guttweins aufgenommen wurde ist ungewiss. Nachweisbar ist sie über das Netz in der Variante von Guttwein lediglich in einem Exemplar der von Johann Ferdinand Holtzmayr und Gregor Menhardt in Steyr besorgten Ausgabe von 1753, welches die Südböhmische Wissenschaftliche Bibliothek in Budweis aufbewahrt. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt ein Exemplar einer Ausgabe von 1759 (wie die hier vorliegende ebenfalls von Johann Theodor Osten in München verlegt), in der die Palästina-Karte nicht aufgenommen ist. Auch bei dem im Bestand der Niedersächsischen LUB Göttingen ausgewiesenen Exemplar einer auch in München von Heinrich Theodor von Cöllen im Jahr 1721 verlegten Ausgabe, die ansonsten mit vorliegender ident ist, fehlt die Karte. Es ist also anzunehmen, dass sie in nur wenige Ausgaben aufgenommen und/oder aufgrund ihrer Dekorativität oft herausgetrennt wurde.
Eingebunden (in Tl. 1): Nutzlicher Zusatz Zu dem Leben Christi, Von denen Vier Letzten Dingen, Nemlich: Von dem Tod, Bericht, Höll, und Himmelreich.
Einbände mit älteren Restaurationsspuren, eine Kante mit kleiner Fehlstelle, leicht fleckig und berieben, die Schließen fehlen bei Bd. 1 vollständig, bei Bd. 2 sind Teile der Schließenbänder erhalten. Vorsatz von Bd. 1 mit historischem Papier erneuert, von Bd. 2 mit handschriftlichen Besitzervermerken. Frontispiz von Bd. 1 am unteren Rand mit kleinen, den Kupferstich kontaminierenden Fehlstellen, Bll. 2 – 4 des 1 Bd. ebenfalls mit Fehlstellen am unterem Rand, dieselben unfachmännisch hinterlegt. Innen vereinzelt stock-, fingerfleckig und mit Randeinrissen, insgesamt solides Exemplar.
Gemäß OCLC und KVK ist vorliegende Ausgabe weltweit in nur in einem einzigen Exemplar an der UB Eichstätt-Ingolstadt nachweisbar. Im Katalog findet sich kein Hinweis auf die Palästina-Karte.
Martin Persch: Martin von Cochem. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. V (1993), Sp. 947-948; Thieme/Becker, Bd. 3 (1909) bzw. Bd. 10 (1914) zit. WBIS/DBA 2.0095.362 und 2.0313.310 (Cochem), Bd. 4 (1910) zit. WBIS/DBA 2.0141.415 (Bodenehr) und Bd. 15 (1922) zit. WBIS/DBA 1.0188.247 (Guttwein).