Bodenstedt’s Mirza Schaffy, in der großformatigen Prachtausgabe
BODENSTEDT, Friedrich [Martin]: Die Lieder des Mirza Schaffy. Jubel-Ausgabe. Mit einem Portrait des Verfassers und 13 chromolithographischen Tafeln. Berlin: 1875.
€ 280
Beschreibung
BODENSTEDT, Friedrich [Martin]: Die Lieder des Mirza Schaffy. Jubel-Ausgabe. Mit einem Portrait des Verfassers nach einer Zeichnung von Wilhelm Kaulbach als montiertes Frontispiz, und 13 chromolithographischen Tafeln (Titelbl., Zwischentitelbll.) nach Illustrationen von Giovanni Albonelli (d.i., W. Döring, 7) und Adalbert Müller (6). Berlin: Vlg. d. Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei R. v. Decker (Farblithos v. Loeillot) 1875. 2°. (28,5:37 cm). [1, leeres Bl.], [1, Vortitelbl.], [1, Titelbl.], [1, Front.], [1, Titelbl.], [1 Bl. m. Abb.verz.], XVI, 220 [2] S. Originaler historistischer Verlagseinband aus dunkelbraunem, genopptem Kaliko über Holzdecken mit gold- und farbgeprägtem, illustrativ und ornamental verziertem Deckel- und Rückentitel, handgenähten Kapitale, Vorsätzen aus bildgeprägtem Satin, Goldschnitt und Lesezeichenband, im originalen, an den Seiten mit dem Einbandkaliko beschlagenen Schuber.
Prachtausgabe von Bodenstedts populärer, zuerst 1851 erschienener Sammlung von Gedichten und Sprüchen über Geschichte, Literatur, Religion und beobachteten Alltag im Kaukasus, wo der Autor zwischen 1843 und 1845 lebte. Nach dem Vorbild von Goethes »Divan« gab Bodenstedt seine lyrischen Reiseberichte in orientalischer Verkleidung als Übersetzung von Werken des aserbaidschanischen Dichters und Orientalisten Mirza Schaffy (eig. Mirzä Şäfi Vazeh) heraus, den er 1843 in Tiflis als Sprachlehrer kennengelernt hatte. – Den kompakten, schweren Einband besorgte der Berliner Hofbuchbinder C. W. Vogt, dessen Etikett auch den vorderen Innenspiegel ziert. In Anlehnung an orientalische Ornamentik und Kalligraphie zeichnete A. Müller Einbanddecke und Rücken als Ensemble mit einem mittigen, üppig geprägten Titelschild- und band, das vor einem flächendeckend darunter angebrachten Teppich mit Rankenmotiven prangt und von Ornament- und Linienrahmen sowie floralen Vignetten akzentuiert bzw. umflaufen wird. Die Prägeplatten für den Einband schuf die Berliner Gravieranstalt C. F. Laschky, wie Einbandgestalter Müller mittels Goldprägung im Innenfeld des Titelschidl mit Signatur kenntlich gemacht.
Schuber an zwei Kanten eingerissen, an den Ecken und Kanten bestoßen, berieben; Einband an den Kanten minimal bestoßen, innen (v.a. 2. Titelbl.) stellenweise gering stockfleckig, sonst dank des äußerst selten erhaltenen Schubers exzellentes Exemplar dieser luxuriösen, großformatigen Ausgabe des populärsten pseudo-orientalischen Werks des 19. Jh. (zu Lebzeiten Bodenstedts erschienen 142 Aufl.)
Nassauische Lebensbilder, Bd. 6 (1961) zit. DBA 2.0142.89-92; vgl. Mühlinghaus, G.: Verlagseinbände des Historismus in Österreich und in Deutschland. In: Mitteilungen d. Ges. f. Buchforschung in Österreich, Bd. 2014, Hefte 1 u. 2, insb. H. 2, Ss. 47-56 (Späthistorismus).