„Ein reichhaltiger Fundus zur Geschichte der Fotografie im 19. Jahrhundert“

 7.900

PHOTOGRAPHISCHE CORRESPONDENZ. Jge. 1- 22, 25 u. 35 in 24 Bänden. Mit 39 (v. 45) Or.-Fotos, sowie 285 (v. 300), teils farbigen Bildtaf. Wien u. Leipzig: 1864-1898.

Ludwig Schrank; Emil Hornig; Photographische Gesellschaft In Wien, Hg.: PHOTOGRAPHISCHE CORRESPONDENZ. Jahrgänge 1 (1864) bis 22 (1885), 25 (1888) und 35 (1898). Nrn. 1-303, 328-339 und 448-459 in 24 Bänden. Mit 39 (von 45) auf Karton montierten Original-Fotografien, wovon 35 aus den Jahren 1864-74, sowie 285 (von 300), teils farbigen Bildtafeln mit ebenfalls großteils auf Karton montierten Edeldrucken nach Fotos, sowie zahlreichen mehr Textillustrationen. Wien und Leipzig: Gerold bzw. Vlg. d. »Photographischen Correspondenz« 1864-1898.

8°. Ca. 6000 Seiten. Leinenbände (Jg. 4 Halbleinwand) der Zeit mit Rückengoldtitel und großteils marmoriertem Schnitt.

Außergewöhnliche Sammlung bestehend aus den 22 ersten Jahrgängen (1864-1885) der »Photographischen Correspondenz«, ein Korpus, der bis auf die wenigen fehlenden Beilagen die Blütezeit dieser bis 1971 erscheinenden, inauguralen Zeitschrift für Fotografie abbildet; dazu die Jge. 25 (1888) und 35 (1898).

Inhalt: Seit den frühen 1850er-Jahren war die Entwicklung der Fotografie in Fachperiodika umfänglich dokumentiert und befördert worden. In Frankreich (ab 1851), England und Österreich (ab 1854), den USA (1858) und Deutschland (ab 1860) waren Zeitschriften erschienen, doch keine wurde so früh so maßgeblich wie die Wiener »Photographische Correspondenz« für den deutschsprachigen Raum. Auch international ragte die Zeitschrift heraus. So hielt etwa der belgische Pionier der Fotoforschung Désiré van Monckhoven schon 1870 in einem Brief an Hg. Ludwig Schwank fest: „(…) wir haben im Französischen kein Journal, welches so getreu und complet die allenthalben gewonnenen Resultate der photographischen Forschungen reassumiert wie die photographische Correspondenz und ich glaube, dass in England selbst keines dieselbe übertrifft.“ (Starl, S. 85).

Die Texte der Zeitschrift verhandeln fototechnische und fotochemische Neuerungen, geben Anleitungen für Berufsfotografen, behandeln Drucktechniken, sowie wissenschaftliche, wirtschaftliche und ästhetische Aspekte der Fotografie. „Fixed to ideals of craftmenship, the magazine focused on composition, lightning, posing, and the different genres of photography. Fine Art was discussed in its practical aspects, from the discussion of printing processes to questions of the copyright for photographs.“ (Sachsse) Beiträger waren die Herausgeber, allesamt führende Exponenten der »Photographischen Gesellschaft in Wien«, heimische Fotografen wie Ludwig Angerer oder J. Löwy, oder Wissenschafter wie Ernst Mach, aber auch ausländische Fachleute, wie Friedrich Bruckmann, Louis-Alphones Davanne, Emilie Vogelsang, oder die Genannten.

Illustration: Die reichhaltigen Bildbeigaben, mehrheitlich Porträts, Genrebilder und Stilleben, aber auch einige Landschaften und Stadtszenerien (u.a. 2 Aufnahmen von Hermann Hochfeldt der Wiener Aspern-Brücke, 1865), bestanden zunächst v.a. aus Originalabzügen (deren 41 wurden in die Jge. 1-10 aufgenommen), die auf rückseitig oft mit Anzeigen bedruckten, starken Kartons aufgeklebt wurden. Sie stammten hauptsächlich aus Wiener Ateliers, z.B. von Ludwig Angerer, Fritz Luckhardt und Josef Székely. In der Folge wurden gedruckte Wiedergaben von Fotos dominant, wobei bereits etablierte Vervielfältigungsverfahren mit ökonomischen Nutzen für Ateliers und den Handel vorrangig Berücksichtigung fanden, z.B. Aubeldruck, Heliogravüre, Lichtdruck (u.a. die Albertotypie), Lithographie, Kupferätzung, Pigmentdruck, Reliefdruck, Silberdruck, Similigravüre, Woodburydruck und Zinkographie. Das Gros der Edeldrucke lieferten, neben den Wiener Ateliers, Werkstätten mit internationalem Renommee, wie Joseph Albert, Carl Aubel, Karl Klietsch, Charles Reutlinger, Lewis Rutherfurd und Walter Woodbury.

Zustand: Jg. 4 (aus der Bibl. d. DÖAV) mit Stempel auf Titelbl.) ist nur als Textbd. vorhanden, die 12 Beil., wovon 4 Or.-Fotos, fehlen. Bindung aufgrund der Verwendung starker Montagekartons stellenweise gelockert, Vordergelenk von Jg. 2 gebrochen, Einbände teils etwas berieben und an den Kanten teils bestoßen, einige Tafeln im Zuge des Bindens beschnitten und mit leichtem Textverlust der Bildlegenden, einige Jahrgänge teils etwas stockfleckig, ansonsten kompakter Satz dieser fotohistorisch ausnehmend bedeutenden Zeitschrift.

Seltenheit: Die »Photographische Correspondenz« wurde nur für Mitglieder der Wiener Phonographischen Gesellschaft hergestellt (142 im Jahr 1864, ca. 500 um 1900), darüber hinaus wurden für verwandte Institutionen bzw. Inserenten einige wenige Tausch- und Belegexemplare gefertigt. Da die aufwändigen „artistischen Beilagen“ teuer waren, wird die Auflage wohl nur wenige hundert Exemplare betragen haben (vgl. Starl, S. 87). Gemäß JAP (1950ff.) und Auktionspreise online (ca. 1988ff.) sind größere Konvolute von Jahrgängen noch nie zur Auktion gelangt.

Literatur: Tim Starl: »Diese Zeitschrift ist für historische Studien sehr aufschlußreich.« Die Photographische Korrespondenz von 1864-1922. In: Michael Ponstingl, Hg.: Die Explosion der Bilderwelt. Die Photographische Gesellschaft in Wien 1861-1945. Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Albertina, Wien (17. Juni bis 2. Oktober 2011). Wien: Brandstätter 2011, Ss. 80-93; Otto Hochreiter/Tim Starl: Der zweite Durchblick. Bildbeigaben der »Photographischen Correspondenz« (1864-1971). Ausstellungskatalog Museum moderner Kunst, Wien, Juli/August 1984. Wien: 1984 (mit zahlr. Abb. v. Bildbeigaben; nennt im Vorwort vorliegenden Satz als Leihgabe); Rolf Sachsse: Photographische Correspondenz. In: John Hannavy, Ed.: Encyclopedia of Nineteenth Century Photography. New York: 2007, p. 1095.